Auf den Spuren der Dschungelwaller
Monster Waller aus der Camargue


Mitte Juni reiste ich zu meinem alten Studienkollegen und sehr guten Angelkumpel Nils von Dschungelwaller.de in den Süden Frankreichs um an einem Nebenarm der Rhône gezielt auf Großwels fischen zu gehen.

Nils von Dschungelwaller.de
Nils von Dschungelwaller.de

Samstag angekommen hieß es erst mal ordentlich Köderfische feedern um auch eine ausreichende Menge schöner Karauschen und kleinerer Karpfen anbieten zu können. Gegen Nachmittag ging‘s ab in den Dschungel der Camargue. Der Fluss ist vom Ufer fast nicht zu betreten und somit ist ein Boot nicht nur Trumpf sondern auch ein Muss um erfolgreich Fischen zu können, da die ausgesprochen üppige und unglaublich dichte Ufervegetation ein „ans Wasser kommen“ unmöglich machen.
Wir verankerten das Boot auf einer Flussseite und fischten somit direkt vom Wasser aus, wobei wir die Köder zunächst in verschiedenen Wassertiefen präsentierten um herauszufinden wo die Waller gerade fressen würden. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Bisse in den Abendstunden eher im Bereich der Ufervegetation kamen, am frühen Morgen dann, wenn die Räuber zurück in ihre Standplätze zogen bissen sie an den Kannten und Rinnen der tiefen Löcher im Fluss.
Wir fischten so eine Woche durch und konnten in dieser Woche annähernd 30 Waller fangen. Die beiden Größten mit 229 cm und 244 cm lieferten uns einen Drill auf Biegen und Brechen. Eine Szene möchte ich kurz beschreiben.

2m+ Waller aus der Camargue

Waller aus der Camargue

dicker Waller aus der Camargue

schöner Waller aus der Camargue

Es war eine von 2 Nächten in denen ich alleine unterwegs war. Wie üblich fischte ich vom Boot aus. Noch bevor es dunkel war hatte ich alle Ruten mit dem Beiboot ausgebracht und versuchte im aussichtslosen Kampf mit den Milliarden von Moskitos wenigstens ein paar Bissen meines Abendessens herunter zu bekommen, ohne gleich eine Handvoll von diesen Blutsaugern einzuatmen oder mit hinunter zu schlucken. Leider finden diese Biester jede nicht mit Mückenspray eingeriebene Stelle, bevorzugt die Lippen oder Augenlieder, so dass ich beispielsweise eines Morgens mit einer dicken Lippe so groß wie ein Schwimmreif aufwachte. Irgendwie kam jenen Abend plötzlich starker Wind auf. Deshalb machte ich mir eigentlich keine großen Hoffnungen auf einen Biss, da sich Wetteränderungen meistens eher negativ auf die Beislaune der Fische auswirken. Somit freute ich mich wenigstens über eine deutliche Abnahme der Moskitos, denen der Wind ebenfalls nicht zu schmecken schien und legte mich in meinem Boot auf meine Isomatte in den Schlafsack und träumte schon wenige Sekunden später. Irgendwann wurde ich durch einen brachialen Biss aus dem Tiefschlaf gerissen, so dass ich im ersten Augenblick weder wusste was geschehen war noch hatte ich eine Orientierung, wo überhaupt oben oder unten bzw. vorn oder hinten im Boot war. Der Biss war wie ein Donnerschlag für mich, da ich ja direkt im Boot schlief und somit in der Stille der Nacht jede Erschütterung oder Lärm dreimal so laut verspürte. Ehe ich erkannte, an welcher Rute der Biss kam, war alles vorbei - dachte ich. Für 10 Sekunden rührte sich nichts. Die Rute stand wie unangetastet im Rutenständer als ein weiterer aggressiver Biss die Rute herab riss. Ein Mal, dann war wieder alles vorbei. Frustriert stand ich vor der Rute und wusste, ein Anschlag hätte keinen Sinn gemacht, da der Biss zu kurz war um reagieren zu können. Beim dritten Anlauf des Wallers reagierte ich und setzte einen erfolglosen Anhieb. Was war geschehen? Nach dem Einholen der Montage bestätigte sich meine Vermutung. Die drei Bisse innerhalb einer Minute entstanden aus Aggression und hatten lediglich das Ziel den Köderfisch/Eindringling zu vertreiben bzw. eher zu zermantschen, denn so sah er aus. Was soll’s dachte ich mir und brachte die Rute erneut aus bevor ich mich wieder im Schlafsack einmummelte.
Keine Ahnung, wie lange ich schlief aber ein weiterer unverhoffter Biss ließ mich unsanft erwachen. Dieses Mal saß der Anhieb. Der Anbiss kam stromauf, dennoch merkte ich auf Grund der Masse des Fisches, die ich relativ einfach stromab zog, dass es sich um einen 2m+ Waller handeln musste. Am Boot angekommen schwamm dieser einfach drunter durch, so dass ich erst mal die Rute unter dem Ankerseil hindurch stecken musste bevor ich den Drill aufnehmen konnte. Als der Kontakt wieder hergestellt war ließ sich der Waller nicht von seinem Vorhaben abbringen und schwamm einfach weiter flussab ohne sich an meiner Gegenwehr zu stören, so dass mein Fin Nor Rolle unfreiwillig etwa100 m Schnur freigeben musste. Schließlich setzte er sich dann auf den Grund und lachte mich wahrscheinlich aus, da meine Bemühungen ihn heran zu pumpen kläglich scheiterten. Also ab ins Schlauchboot und rasch über den Fisch gepumpt stand ich nun da und pumpte und zerrte was das Material hergab. Irgendwann setzte sich das Biest in Bewegung und zog mich stromauf und wieder stromab an meinem Mutterschiff vorbei, ein Mal im Kreis und wieder zurück. Naja, toll dachte ich mir hier so allein im Schlauchboot schwitzenderweise ohne jegliche Chance auf Erfolg bis sich der Waller irgendwann allmählich vom Grund löste und seine Gegenwehr nachließ. Dennoch vergingen weitere Minuten bis ich den Fisch meines Lebens das erste Mal sah. Dass er groß war wusste ich, da es der härteste Süßwasserdrill meines Lebens bis jetzt war, aber der riesige Schädel und der unglaublich dicke und bullige Körperbau erstaunten mich dann doch. Als ich zum ersten Mal in sein Maul griff waren wir beide zu erschöpft und keiner vermochte den anderen in eine Richtung zu ziehen. So legte ich die Rute neben mich ab und packte den unglaublich breiten Unterkiefer mit der zweiten Hand. Vereint trieben wir eine Weile flussab, während mir der Waller schwallartig das Wasser in seinem Maul ins Gesicht spritzte und mich völlig durchnässte. Was für ein Monster, dachte ich mir und konnte es nicht fassen. Da ich ihn nicht ins Boot ziehen wollte oder konnte, sicherte ich ihn bis zum nächsten Morgen an einer geeigneten Stelle und hoffte, dass der Fisch meines Lebens noch da sein würde. Er war noch da…

Monster Waller aus der Camargue

Riesen Waller aus der Camargue

Monster Waller aus Südfrankreich

nice big catfish from Camargue

Neben diesem Monsterwaller von 244cm konnten wir noch weitere schöne Fische fangen und ich lernte, dass sich beispielsweise innerhalb einer Woche die Aktivität der Fische, bzw. der Ort der Futteraufnahme völlig verändern kann. Diesbezüglich ist es wichtig, sich nicht nur stur auf eine Methode der Köderpräsentation einzuschießen, sondern man sollte flexibel sein, wenn’s mal nicht beist und die Hintergründe erforschen und mit Interesse und Blick für die jeweilige Situation ein Gewässer lesen lernen und somit schnell wieder zum Erfolg zu kommen. Diese Tatsache, dass die Waller ihr Fressverhalten innerhalb weniger Tage völlig veränderten kostete mich 2 Nächte, in denen ich nur „kleine“ Waller bis 120 cm fing. Erst als ich meinen Fehler erkannte und die Methode änderte war der Erfolg zurückgekehrt. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

catfish from Camargue

Monster catfish from Camargue

big catfish from Camargue

immer ne handbreit Wasser unter dem Kiel...


It‘s a passion and a lifestyle…


Thomas Brandsch im Juni 2012

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